"Wer die Ursache nicht kennt, nennt die Wirkung Zufall." [Werner Mitsch, dt. Aphoristiker, 1722-1873]
Sekundäre Ursachen für Übergewicht
Natürlich kann man nur übergewichtig werden, wenn man über Nahrungs- oder Genussmittel mehr Energie seinem Körper zuführt, als dieser benötigt.
Die gängige Abnehmmethode besteht dementsprechend darin, weniger Energie zuzuführen oder mehr Energie zu verbrauchen. Das bedeutet Veränderung des Ernährungsverhalten und oder Sport.
Aber warum fällt es den meisten Menschen schwer, die entsprechenden Ratschläge dauerhaft anzuwenden?
Nach meiner Erfahrung liegt es daran, dass die Ursache, warum man zuviel Energie zuführt, oft im Dunkeln bleibt.
Dies führt dazu, dass man eigentlich nicht versteht, warum man verzichten oder sich mit Sport quälen muss, wenn man abnehmen will.
Lernen Sie einige Gründe kennen, warum Sie automatisch zugenommen haben, obwohl Sie nicht wissen warum.
Berufliche Veränderungen
Sie haben einen Beruf ausgeübt, der viel körperliche Aktivität verlangte.
Dementsprechend hoch war Ihr Leistungszuwachs. Ihre Ernährung hat diesen Leistungszuwachs ausreichend abgedeckt. Auf Grund eines Stellenwechsels oder eines anderen Aufgabengebiets üben Sie jetzt eine körperlich weniger anstrengende Tätigkeit aus. Im Prinzip hätten Sie auch Ihre Ernährung dieser veränderten Situation anpassen müssen. Die leidigen Gewohnheiten haben es aber verhindert. Sie essen immer noch so wie vorher. Damit ist Ihre Energiebilanz nicht mehr ausgeglichen. Natürlich können Sie genauso viel essen wie vorher, dann müssten Sie aber wieder die körperliche Betätigung steigern, also sich mehr bewegen.
Besonders stark verschiebt sich die Energiebilanz, wenn man seinen Beruf aufgeben musste, z.B. wegen Erreichens des Rentenalters oder wegen Arbeitslosigkeit.
Schwangerschaft.
Oft hört man von Frauen, dass sie bis zum ersten Kind schlank gewesen seien. Nach der Geburt des Kindes sei aber der während der Schwangerschaft natürliche Gewichtsanstieg, hier schwanken die Angaben je nach Quelle zwischen 9 – 14 Kilogramm, nicht mehr zurückgegangen. Ja, man habe noch zugenommen. Den Grund in einer durch die Schwangerschaft veränderten hormonellen Stoffwechsellage zu suchen, ist grundsätzlich falsch.
Welche Ursachen könnten also verantwortlich sein?
Die, während der Schwangerschaft notwendig gewordenen Ernährungsgewohnheiten werden beibehalten?
Verringerte körperliche Betätigung (Berufspause, Ruhebedürfnis) nach der Geburt?
Süßigkeiten als Nervennahrung?
Reste essen? Übrig gelassen Kindernahrung wird selbst und zusätzlich zu den übrigen Mahlzeiten gegessen? 100 g Kindergrießbrei enthalten ca. 355 kal.
Der Ernährungsrhythmus des Kindes verleitet Sie jedes Mal dazu, auch etwas mit zu essen?
Sie sehen, es gibt eine Anzahl von Ursachen, die einzeln oder in Kombination durchaus für Ihr Übergewicht nach der Schwangerschaft verantwortlich sein könnten. Falls Sie die eine oder andere Ursache für sich erkennen, bleibt nur eine Gegenstrategie. Beseitigen Sie die Ursachen.
Sie rauchen nicht mehr?
Gratuliere. Leider haben Sie danach zugenommen?
Untersuchungen zeigen, dass ein Raucher, der ca. 20 Zigaretten/Tag raucht, rund 200 Kalorien mehr Energie benötigt. Nikotin hemmt zusätzlich den Appetit und verringert das Hungergefühl. Dies führt dazu, dass selbst bei unveränderter Ernährung eine Gewichtszunahme von ca. 2-3 Kilogramm normal ist.
Rauchen, aber auch jede andere Sucht, wird oft dazu benutzt, eine innere Leere auszufüllen. So kann Essen auch viele Bedürfnisse befriedigen, die bisher durch Rauchen erfüllt wurden, wie Anregung, Entspannung, Trost, Pause, Belohnung und Kontakt. Dies kann tatsächlich zu Heißhungerattacken führen, die haben dann aber nichts mit wirklichem Energiehunger zu tun.
Eine weitere Ursache liegt in der Gewohnheit vieler Raucher, schneller und weniger zu essen, um möglichst bald eine Zigarette rauchen zu können.
Das Sättigungsgefühl während einer Mahlzeit tritt erst ca. zwanzig Minuten nach dem ersten Bissen ein. Da Sie, wie gewohnt, schnell essen, anschließend aber noch Zeit haben, kann dies dazu führen, dass Sie sich noch einmal eine weitere Portion einverleiben oder den sonst verschmähten Nachtisch essen.
Wirtschaftliche Verhältnisse
Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse haben sich deutlich gebessert. Sie können sich einen Zweitwagen leisten. Sie fahren nicht mehr mit dem Bus oder Fahrrad zur Arbeit. Sie laufen nicht mehr zum nächsten Geschäft, auch wenn es möglich wäre. Wenn Ihre Frau früher das Auto brauchte, mussten Sie mit dem Bus fahren.
Sie können sich eine bessere Wohnung leisten. Das Haus hat einen Aufzug. Im alten Wohnblock mussten Sie immer die Treppen zur vierten Etage steigen.
Sie brauchen nicht mehr jeden Cent umzudrehen. Ihr Einkaufswagen und Kühlschrank sind deutlich voller. Sie können sich „bessere" Nahrungsmittel leisten. Auch öfter mal das eine oder andere Genussmittel. Sie können jetzt auch öfter einmal abends in einem Restaurant essen gehen.
Jede einzelne dieser angenehmen Seiten der finanziellen Verbesserung kann für einige Kilo mehr verantwortlich sein.
Persönliche Verhältnisse
Sie haben den Partner fürs Leben gefunden.
Untersuchungen zeigen eindeutig (Verzehrsstudie von 2008), dass Paare, ob verheiratet oder zusammenlebend, übergewichtiger sind als
Singles.
Leider haben Sie seine Essgewohnheiten übernommen. Seither essen Sie nachmittags auch ein Stück Kuchen. Sonntags gibt es immer ein Menü mit Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Er hat die Angewohnheit beim Fernsehen Knabbergebäck zu genießen. Sie tun dies jetzt auch.
Dabei kann Ihr Partner durchaus schlank sein. Er verbraucht eben tagsüber mehr Kalorien als Sie, weil er einen deutlich höheren Leistungszuwachs hat.
Ihr Partner hat Sie verlassen
Frust und Langeweile bestimmen Ihr Leben. Kein Wunder also, dass Sie abends vor dem Fernseher die unterschiedlichsten Genussmittel verzehren.
Es ist eine Tatsache, dass Essen und Genuss ein Gefühl der Zufriedenheit und des Wohlbefindens auslösen. Also wer kann es Ihnen verdenken? Aber das muss ja nicht so bleiben. Bewegung in einer Wander-, Jogging- oder Sportgruppe beseitigt die Langeweile und führt zu neuen Kontakten.
Versuchen Sie einfach, einmal die jetzt aufkommenden ablehnenden Gedanken umzudrehen. Fragen Sie sich: Warum eigentlich nicht? Wo finde ich eine Gruppe? Was könnte ich noch tun, um nicht vor Langeweile immer träger zu werden?
Ihre Kinder sind selbstständig geworden
Sie wohnen nicht mehr bei Ihnen. Aus lauter Gewohnheit kochen Sie aber immer noch für die Abwesenden mit. Da Sie gelernt haben, nichts übrig zu lassen, essen Sie es einfach auf. Es ist schließlich eine Sünde, Essen wegzuwerfen. „Im Krieg wären wir froh gewesen, wenn wir etwas zu essen gehabt hätten", hören Sie immer noch Ihre Mutter sagen. Beliebt ist auch der Satz: „ Die armen hungernden Menschen in Afrika würden sich freuen, wenn sie etwas zu essen hätten." Allerdings wird niemand davon satt, wenn Sie sich überernähren.
Fazit
Sie sehen, es gibt viele Ursachen dafür, dass sich Ihre Energiebilanz negativ verändert hat, zudem sind diese noch mit anderen Erfahrungen und Erziehungsmustern verknüpft.
Auch hier gilt. Es sind nicht die großen Veränderungen. Konstant jeden Tag nur wenige Kalorien über Ihren Energiebedarf zuzuführen, wird auf Dauer zum Übergewicht führen. Sie sind nicht eines Tages aufgewacht und waren übergewichtig.
Genauso wenig werden Sie eines Tage aufwachen und schlank sein.
Aber umgekehrt führt der Verzehr von täglich einigen Kalorien unter Ihrem Energiebedarf langsam aber sicher, zur Normalisierung Ihres Gewichts.
Schön, das zu wissen.